Eine Klotok-Bootsfahrt im Tanjung Puting Nationalparkauf der Suche nach den ursprünglichen Dschungelbewohnern Borneos
Mit dem Klotok in den Tanjung Puting Nationalpark.
Es gibt einige Erlebnisse im Leben, die sind unerwartet und gleichzeitig unvergesslich.
Für mich war die Begegnung mit einem Orang-Utan solch eines im Rahmen einer unvergesschlichen Klotok-Tour im Tanjung Puting Nationalpark.
Schon als Jugendliche wollte ich einmal die Orang-Utans in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, ein Traum der nun endlich in Erfüllung ging, wenn auch mit einigen Hürden.
Lediglich in Sumatra und Borneo kann man die Orang-Utans (Orang = Mensch, hutan = Wald) noch in freier Wildbahn antreffen. Durch die rücksichtslose Entwaldung hat sich der natürliche Lebensraum der sanften Riesen drastisch verkleinert.
Aber auch die illegale Jagd der Tiere ist Schuld an der beunruhigend kleinen Population.
Willst Du nach auf Orang Utan Safari nach Borneo?
Folgende Artikel helfen Dir, das Beste aus Eurem Borneo Abenteuer zu machen:
Zur Zeit scheint es so, als hätten die Primaten nur noch in Naturschutzgebieten eine Überlebenschance.
Schon längst stehen sie auf der Liste der gefährdeten Arten; und trotzdem werden sie gejagt, getötet und gefangen. Vor allem Jungtiere sind begehrt, denn sie gelten als exotische Haustiere in Südostasien, die Mutter ist natürlich überflüssig und wird getötet. Schockierend, aber leider wahr.
Schaut man dann auch einmal in die Augen eines Orang-Utans und beobachtet man das liebevolle Miteinander zwischen Mutter und Kind, wird das Verhalten gegenüber diesen faszinierende Wesen nur noch unverständlicher.
Wir entschieden uns also, uns einen langgehegten Traum zu erfüllen und eine Klotok-Safari im Tanjung Puting Nationalpark zu buchen.
Wir traten die Reise von Java an und machten uns auf den Weg in den tropischen Regenwald von Kalimantan (dem indonesischen Teil von Borneo).
Ab in den Tanjung Puting Nationalpark
Nachdem wir mit einer ausgedienten 737 den Flughafen in Pangkalan Bun sicher erreichten, schlug uns sofort die schwüle Hitze beim Verlassen des Flugzeuges entgegen.
Endlich waren wir da, wir konnten es gar nicht mehr erwarten! Also machten wir uns mit unseren Rucksäcken sofort in Richtung Taxi auf.
Unsere erste Haltestation war das Polizeirevier in Pangkalan Bun, denn bevor man in den indonesischen Dschungel darf, muss man sich registrieren. Trotz Sprachschwierigkeiten klappte alles überraschend gut, sodass wir auch schon bald in dem kleinen, verträumten Städtchen Kumai ankamen.
Von hier aus sollte es dann am nächsten Tag losgehen. Wir würden also tatsächlich schon bald die Orang-Utans im Tanjung Puting Nationalpark besuchen!
Der Nationalpark umfasst ca. 300.000 ha. tropischen Regenwald und befindet sich in der indonesischen Provinz Zentralkalimantan. Seinen internationalen Ruf verdankt der Park vor allem Biruté M. Galdikas und ihrer Erforschung der Orang-Utans.
Dank der Aufforstung zählt der Park heute zu einem der artenreichsten der Welt, und auf die Besucher warten so über 600 Baum- und 250 Vogelarten, ganz zu schweigen von den unzähligen Säugetieren.
Wobei der berühmteste Bewohner wohl der Orang-Utan ist. Frau Galdikas hat es sich zudem zur Aufgabe gemacht, die Menschenaffen, die leider das Schicksal ereilten als exotisches Haustier zu enden, wieder auszuwildern.
Anfängliche Probleme mit unserem Klotok
Nachdem wir nun endlich in Kumai angekommen waren, machten wir uns auch sofort auf die Suche nach einem Klotok, einem Hausboot auf dem wir die nächsten drei Tage im Tanjung Puting Nationalpark schlafen und essen würden.
Die Suche erwies sich als außerordentlich leicht und bereits nach einer halben Stunde hatten, wird unsere Unterkunft für die kommenden drei Tage gesichert.
Denn am nächsten Tag wurden wir von Madjid, dem Bootsbesitzer, zwar pünktlich (nach indonesischem Zeitgefühl zumindest) abgeholt, doch kamen wir nicht am Hafen an, sondern wir fanden uns bald in Madjids Wohnzimmer wieder. Der Grund: die Schiffsschraube des Klotoks war kaputt.
Bis wir die Orang-Utans endlich zu Gesicht bekommen würden, mussten wir also noch etwas warten. Geduldig saßen wir im Wohnzimmer und wurden freudestrahlend von seiner Ehefrau, den Kindern und seiner Mutter begutachtet.
Madjid, der einzige der Englisch konnte, war das Boot reparieren, die Verständigung mit seiner Familie war somit auf ein Minimum reduziert. Dort saßen wir also nun und hörten, wie das Boot repariert wurde.
„Ting, ting, ting“ hallte es ins Wohnzimmer hinein.
Es war drückend heiß und ganz wohl war uns nicht in unserer Haut. Doch Madjids Mutter bewies ihre Gastgeberqualitäten und bot uns Jamu an: Eine braungrüne Flüssigkeit in einer abgenutzten Wasserflasche.
Offensichtlich schauten wir doch etwas skeptisch, denn es wurde uns sofort verständlich gemacht, dass es sich dabei lediglich um herbal medicine handle.
Leider bekamen wir nicht heraus, um was für Pflanzen es sich genau handelte. Da wir aber nicht unhöflich sein wollten tranken wir also etwas von dieser ominösen braunen Flüssigkeit und warteten geduldig auf unser Klotok. Nach zwei Stunden hatte das Warten ein Ende und wir konnten endlich starten.
Endlich ist es so weit – unser Klotok ist segelklar
Nachdem uns die Crew vorgestellt wurde, Muk, unser Guide, der Captain und der Koch Banyu, verstauten wir unser Gepäck auf dem Klotok und schon ging es los gen Regenwald.
Als wir stromaufwärts in den Regenwald fuhren, war das lange Warten schon längst wieder vergessen.
Wir waren tatsächlich mitten im Regenwald auf einem Boot, schipperten den Sekonyer Fluss stromaufwärts und das für die nächsten drei Tage! Die ersten Waldbewohner ließen nicht lange auf sich warten und eine Gruppe von Nasenaffen (sie sind nur auf Borneo zu finden) beäugte uns misstrauisch von den Baumwipfeln aus.
Andere hingegen schienen kein Interesse an uns zu haben und räkelten sich genüsslich in der Sonne oder lausten sich gegenseitig.
Während der Fahrt erklärte uns Muk, wie wir uns den Orang-Utans gegenüber zu verhalten hatten.
Schließlich handelt es sich immer noch, auch wenn viele von ihnen an Menschen gewöhnt sind, um wilde Tiere.
Begegnung mit den Orang Utans von Tanjung Harapan
Im Tanjung Puting National Park gibt es mehrere Camps, die sich der Auswilderung und Erforschung der Orang-Utans widmen.
In den beiden Camps Tanjung Harapan und Podok Tanggui sind die Orang-Utans bereits so weit ausgewildert, dass man hier von semi-wilden und wilden Primaten spricht.
Sich einem Orang-Utan in den Weg zu stellen ist daher nicht sehr ratsam, denn auch wenn die Menschenaffen als äußerst friedfertig gelten, so sind sie dem Menschen körperlich deutlich überlegen.
Die Weibchen sind immerhin viermal so stark wie ein Mensch, Männchen sogar achtmal! Man sollte es sich also nicht mit einem Orang-Utan verscherzen.
Wir genossen die Fahrt auf dem Fluss sehr und hielten natürlich immer wieder Ausschau nach Orang-Utans.
Ein paar Stunden später machten wir das erste Mal am Tanjung Harapan Camp Halt. Mit den Informationen, die Muk uns gab, war uns jetzt doch etwas mulmig. Was ist, wenn uns ein Orang-Utan angreift?
Nachdem das Klotok aber anlegte, waren die Gedanken auch schon wieder verflogen. Bald würden wir unsere ersten Orang-Utans sehen! Wir zogen uns unsere Schuhe an und machten uns fertig für die erste Erkundungstour.
Muk, unser Guide, machte allerdings keine Anstalten sich Schuhe anzuziehen. „Ach, die brauch´ ich nicht!“ lächelte er und stapfte barfuß vor. Erstaunt trotteten wir hinterher. Schon nach wenigen Minuten waren wir vollkommen durchgeschwitzt.
38 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit machen einem Europäer doch ganz schön zu schaffen! Das Klima hatten wir eindeutig unterschätzt!
Doch wir sollten schon bald belohnt werden. Nach einer halben Stunde Fußmarsch durch den Dschungel, kamen wir, fix und fertig, am Aussichtspunkt an. Die Ranger waren auch bereits eingetroffen und legten Bananen auf einer Plattform aus. Sie riefen nach den „Menschen des Waldes“, den Orang-Utans.
Kurz darauf knackte und raschelte es um uns herum. Bald bewegten sich die ersten Bäume und etwas Orangenes blitzte zwischen den Bäumen auf. Unsere ersten Orang-Utans in freier Wildbahn!
Ungefähr zehn von ihnen machten sich auf den Weg zu den schmackhaften Bananen. Wir saßen auf einem Baumstumpf und beobachteten, wie sie genüsslich die süße Frucht verspeisten. (Natürlich kann man sich darüber streiten, wer von wem beobachtet wurde in diesem Moment.) Es war ein unglaubliches Gefühl!
Die meisten Orangs, die sich hier aufhalten, sind zwar an Menschen gewöhnt, jedoch wild. Die Fütterungsstelle dient lediglich dazu, die Tiere von den anliegenden Reisfeldern fernzuhalten. Die Bauern gehen leider nicht zimperlich mit den Tieren um wenn ihre Ernte in Gefahr ist.
Wir hielten daher den nötigen Abstand. Zumindest versuchten wir dies, denn die Orang-Utans hatten wohl eine etwas andere Ansicht. Nachdem sie alle Bananen verputzt hatten, wollten sie uns doch etwas näher begutachten. Zunächst kam ein etwa 90 Kilo schweres Männchen auf uns zu, wir verhielten uns ruhig und wichen langsam vor ihm zurück.
Offensichtlich machte er sich daraus einen Spaß und verfolgte uns regelrecht. Gott sei Dank verlor er jedoch schnell wieder das Interesse an uns.
Nacht auf dem Klotok
Nach einer Stunde machten wir uns auf den Rückweg, denn es dämmerte bereits. Am Boot angekommen, erwartete uns köstlicher Reis mit gebratenem Gemüse und Tofu.
Nachdem wir das leckere Essen und die ersten Eindrücke verdaut hatten, saßen wir noch einige Zeit mit der Crew zusammen, und sie erzählten uns noch einiges über den Wald und dessen Bewohner.
Natürlich durfte der selbstgebrannte Reisschnaps nicht fehlen, um den wir uns ebenso wenig drücken konnten wie bereits am Morgen um die herbal medicine.
Plötzlich hörten wir ein Knurren, ganz nah an unserem Boot.
Da es mittlerweile dunkel war, konnte man nicht sehen, welches Tier so bösartig knurrte.
„Werden wir gleich von einem Tier angefallen?,“ schoss es mich gleich durch den Kopf.
Offensichtlich haben wir wohl recht ängstlich ausgeschaut, denn die gesamte Crew fing an zu Lachen.
Mit einem Stock schlug der Captain dann auf die Reling und das Knurren wurde lauter und von einer Art Bellen begleitet.
Hunde im Dschungel?
Wir wurden aufgeklärt: Es waren bloß Nasenaffen, die über uns in den Bäumen hockten und sich in ihrer Nachtruhe gestört fühlten.
Von den Eindrücken des Tages erschlagen, krabbelten wir auch schon bald in unsere Schlafsäcke. Müde, aber glücklich lagen wir unter unserem Moskitonetz an Deck und hörten den Bewohnern des Waldes noch eine Weile zu.
Zu Besuch beim Camp Leaky
Am nächsten Morgen wurden wir schon früh von Muks Rufen geweckt. Denn wir hatten Besuch: Ein mächtiges Orang-Utan Männchen watschelte uns auf dem Steg entgegen.
Zwar bekam er ein paar Bananen von uns, doch der Wegzoll schien nicht auszureichen, denn vorbeigehen durften wir noch nicht. Dies machte er uns nur allzu deutlich, jedes Mal, wenn wir versuchten uns zu nähern, baute sich der Orang-Utan vor uns auf. Also hieß es Warten.
Nach einer halben Stunde wurde es dem Koloss wohl langweilig, so dass wir endlich weiter gehen konnten und zum Pandok Tangguy Camp gelangten.
Auch hier sind die Orangs bereits zum größten Teil völlig ausgewildert, so lassen sie zwar Menschen noch in ihre Nähe kommen, zeigen ihnen aber auch eindrucksvoll die Grenzen. Abermals wurden wir von Eindrücken nur so überhäuft.
Etliche Orang-Utans, diesmal auch viele Babys, fanden sich an diesem Fütterungsplatz ein und verspeisten genüsslich die Bananen.
Wir mochten uns kaum von diesem Anblick trennen, doch Muk drängte, denn wir mussten weiter. Also machten wir uns auf den Rückweg und fuhren mit unserem Boot zur letzten Station, nach Camp Leakey.
Mit der Mahnung im Hinterkopf, die Orang-Utans nicht zu füttern und genügend Abstand zu halten, verließen wir, im Camp angekommen, das Klotok. Dort wurden wir von Princess einer schon etwas betagten Orang-Utan Dame begrüßt.
Und so wurden wir sofort begutachtet und unsere Taschen durchsucht. Die Mahnung, nicht zu nah an die Tiere zu gehen, interessierte unsere Gastgeberin recht wenig.
Vorsichtig, aber bestimmt, suchte sie nach Nüssen. Wehren wäre zwecklos gewesen, denn auch wenn die Orang-Utan Dame äußerst vorsichtig mit uns umging, so konnte man ihre Kraft durchaus spüren.
Muk erzählte uns, dass Princess bereits etliche Wörter in Zeichensprache beherrscht. Mit Wohlwollen stellte sie ihr Können eindrucksvoll unter Beweis.
Im Camp lernten wir einiges über diese großartigen Lebewesen und ihren, leider immer noch gefährdeten, Lebensraum.
Neben den Orang-Utans leben auf dem Gelände auch andere Tiere, wie etwa Gibbons oder Schweine.
Die Zärtlichkeit einer Orang-Utan-Mutter
Nach einem ausgiebigen Spaziergang auf dem Gelände machten wir eine kleine Pause auf dem Steg und plauderten noch ein wenig über die verschiedenen Tierarten im Regenwald. Allerdings blieben wir nicht lange allein und schon bald gesellten sich zwei Orang-Utan Weibchen mit ihren Babys zu uns.
Eine von ihnen setzte sich direkt neben mich. Zuerst traute ich mich nicht, mich zu bewegen.
Ich saß neben einem Orang-Utan, mitten im Regenwald. Mein Unwohlsein, so dicht neben einem Orang-Utan zu sitzen wich zwar nicht völlig, denn schließlich könnte sie ohne weiteres mein Knie zerschmettern.
Aber nachdem ich ihr in die Augen blickte und das Baby auf ihrem Arm sah, war mir klar, dass sie einfach nur neugierig war und mich berühren wollte.
Ein unbeschreibliches Gefühl! Auf dieser Reise gehörte dieses Erlebnis zweifelsohne zu meinen schönsten.
Ende des Klotok-Abenteuers
Am nächsten Tag unternahmen wir noch eine ausgiebige Wanderung durch den Regenwald, wobei uns Muk die verschieden Pflanzen- und Tierarten erklärte.
Freudestrahlend, aber erschöpft kehrten wir mittags zu unserem Klotok zurück, wo wir von zwei jungen Orang-Utans, Tomas und Percy, schon erwartet wurden.
Auch hier war es alles andere als einfach, auf Abstand zu bleiben. Wir waren viel zu interessant! Gekonnt setzten sich die beiden Halbstarken für uns in Pose und räkelten sich demonstrativ auf dem Boden.
Tomas und Percy genossen offensichtlich die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteilwurde, da sie mit immer neuen Grimassen und Posen uns zum Lachen brachten.
Doch nach einer Stunde hieß es Abschied nehmen, wir mussten uns auf den Rückweg machen. Nur mit Widerwillen kletterten wir auf das Boot.
Diese drei Tage waren ein unvergessliches Erlebnis an Bord eines Klotoks im Park von Tanjung Puting und zeigten uns noch einmal sehr deutlich, wie schützenswert diese faszinierenden Lebewesen sind!
Text von Tanja Lindauer
Bereit für die Orang-Utan Safari Deines Lebens?
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