Ihr fragt Euch, ob eine Reise mit Kindern nach Indien eine gute Idee ist? Wir helfen Euch, die richtige Entscheidung zu treffen, damit Ihr diese nicht bereut.

Man hört so viel über Indien:

Die Überbevölkerung;

Die chaotischen Megastädte;

Der Müll;

Der Mangel an Hygiene;

Das scharfe Essen…

Indien, das weiß jeder, ist kein einfaches Reiseziel.

Eine Reise nach Indien stellt die Geduld und Ausdauer des Reisenden auf die Probe.

Nicht so sehr, weil man sich vor Kriminalität in Acht nehmen muss, denn es gibt kaum welche, sondern weil das Land so überwältigend ist, dass wir das Gefühl haben, nie entspannen zu können.

Im Januar 2023 reiste ich mit meinen damals 12 und 9 Jahre alten Kindern nach Indien.

Möchtet Ihr wissen, wie meine Erfahrung war?

Ich lade Euch ein, meine Erfahrungen von meiner Reise nach Indien mit Kindern zu lesen. Ich versichere Euch, dass sie Eure Zweifel ausräumen werden.

Indien Safari mit Kindern
Mit Kindern auf Indien Reise: eine gute Idee?

Indien: ein Rausch für die Sinne (für Erwachsene und Kinder gleichermaßen)

Als wir am 8. Januar 2023 in Delhi landeten, war ich bereits zum dritten Mal auf den indischen Subkontinent, für meinen Mann was es die zweite Reise.

Das erste Mal reisten wir 2007 nach Indien, um die damals noch recht unbekannten Parks in Zentralindien zu erkunden. Auf dieser Reise besuchten wir Corbett, Ranthambore, Bandhavgarh und Panna sowie Jaipur, Varanasi und das Taj Mahal.

Damals war schon die Zeit in den Nationalparks ein Friedensbalsam für die strapazierten Nerven. In der ruhigen Atmosphäre der Lodge, im Schoss der Natur, geweckt durch das Zwitschern der Vögel, fühlten wir uns beschützt und sicher vor dem Chaos der Städte.

Umgeben von der Natur war das Chaos der indischen Städte mit ihren Gerüchen, Geschmäckern, Schmutz, den Menschen und dem horrenden Verkehr schnell vergessen.

Denn die Wahrheit ist, dass wir nach einer Woche im berühmten kulturellen Dreieck (Delhi, Jaipur und Agra) uns danach sehnten, in die Natur zu flüchten, um so unseren strapazierten Sinnen eine Ruhepause gönnen zu lassen.

Die Sinne (jeder einzelne von ihnen) arbeiten auf einer Indienreise bis zum Ausbrennen.

Die Augen müssen die schiere Menge an Menschen verarbeiten, die verwirrenden Bilder von Kühen, die sich in den Verkehr mischen, und den unaufhörlichen Strom von Fahrzeugen im Auge behalten, um sicher die andere Straßenseite zu erreichen.

Das Ohr wird vom Hupen der Tausenden von Autos überwältigt.

Der Geschmackssinn arbeitet hart, um die Schärfe der Speisen zu ertragen, die manchmal ein Ausmaß erreicht, das man nie vermutet hätte.

Der Geruchssinn ist einer unglaublichen Mischung von Gerüchen ausgesetzt, wie man sie noch nie zuvor gerochen hat: Das Aroma von Gewürzen und Weihrauch vermischt sich mit dem Gestank von Fäkalien und brennendem Müll.

Habe ich den Tastsinn vergessen? In einem Land, in dem mehr Menschen pro Quadratmeter leben, als man sich vorstellen kann, gibt es nicht so etwas wie zwischenmenschlichen Raum.

In Indien lebt man auf engstem Raum, schläft auf engstem Raum und läuft auf engstem Raum durch die Straßen.

Erwachsene müssen sich anstrengen, um nicht von der unglaublichen Menge an intensiven Empfindungen überwältigt zu werden. Stellt Euch also vor, was dieser Rausch von Eindrücken für ein Kind bedeuten kann.

Die vier Wochen, die wir in Indien verbracht haben, haben bei meinen Kindern einen bleibenden (nicht immer positiven) Eindruck hinterlassen.

Welche Faktoren unserer Indien Reise haben meine Kinder am heftigsten beschäftigt?

Wir analysieren.

Monumental, aber auch chaotisch: das alles ist Indien
Monumental, aber auch chaotisch: das alles ist Indien

Horrender Verkehr

Das Überqueren der Straße in Indien ist ein Horror, das kann ich nicht leugnen.

Der Verkehrsfluss, der sich aus einem endlosen Strom von Autos, Motorrädern, Tuk-Tuks, Fahrrädern, Karren und Kühen zusammensetzt, hört nie auf.

In Indien gibt es keine Ampeln, geschweige denn Zebrastreifen.

Tatsächlich halten die Autos nie an.

In Ermangelung eines Systems zur Regelung des Verkehrs haben die Inder ihr eigenes System entwickelt. Die Autos fahren sehr langsam (halten aber nie an) und die Fußgänger bewegen sich zwischen ihnen hindurch, um die Straße zu überqueren.

Das Verkehrschaos in Indien ist unvorstellbar, man muss es einfach erlebt haben. Für Kinder ist das Überqueren der Straßen oft beängstigend.
Das Verkehrschaos in Indien ist unvorstellbar, man muss es einfach erlebt haben. Für Kinder ist das Überqueren der Straßen oft beängstigend.

Fußgänger springen buchstäblich auf die Straße und gehen zwischen den fahrenden Autos hindurch, bis sie die andere Seite sicher erreichen.

Klingt beängstigend? Für uns Westler ist es auch.

Aber es ist machbar.

Ich habe es sogar mit den Kindern an der Hand getan und die Erfahrung überlebt.

Während unserer 4 Wochen in Indien überquerten wir die Straßen von Jodhpur, Udaipur und Kalkutta.

Natürlich waren die Straßen in Kalkutta die am schlimmsten.

Ich glaube nicht, dass mein kleiner Sohn mir jemals verzeihen wird, dass ich ihn dorthin mitgenommen habe. Aber darüber werde ich weiter unten sprechen.

Fehlende Bürgersteige

Wie einfach ist unser Leben, wenn unsere Straßen einen Bürgersteig haben.

Wir verstehen den Bürgersteig als einen sicheren Raum, in dem wir als Fußgänger gehen können, ohne von Autos überrollt zu werden.

Der Bürgersteig ist ein lebenswichtiger Raum für unsere Rolle als Fußgänger und Bürger. Ohne ihn sind wir buchstäblich verloren.

Wenn man uns die Bürgersteige wegnimmt, wo können wir dann noch laufen?

In Indien werden Bürgersteige nicht als sicherer Raum für Fußgänger verstanden, sondern als ein Ort, an dem Straßenhändler ihre Waren ausstellen.

In indischen Städten ist es unmöglich, auf den Bürgersteigen zu laufen, entweder weil sie es einfach nicht gibt, oder mit Straßenständen oder Menschen, die auf der Straße schlafen, beansprucht werden.

So ist man gezwungen, ständig vom Bürgersteig abzusteigen und sich einen Weg zu bahnen, auf dem alle möglichen Fahrzeuge (vor allem Motorräder) nur wenige Zentimeter an einem vorbeifahren.

Bürgersteig bitte? Fehlende Bürgersteige erschweren eine Reise nach Indien mit Kindern.
Bürgersteig bitte? Fehlende Bürgersteige erschweren eine Reise nach Indien mit Kindern.

Bittere Armut

Wenn es eine Sache gibt, die uns sofort in den Sinn kommt, wenn wir an Indien denken, dann ist es die extreme Armut.

Wir stellen uns alte, in Lumpen gekleidete Menschen vor, die buchstäblich halb verhungert sind und bei den Passanten um Almosen betteln.

Die Armut in Indien ist eklatant, weil sie Seite an Seite mit dem Reichtum lebt.

In Indien verstecken sich die Armen nicht vor den Reichen.

Oder besser gesagt, die Reichen verstecken ihren Reichtum nicht vor den Armen. Sie ziehen nicht in exklusive eingezäunte Vororte, die von bewaffneten Wachmännern beschützt werden.

Das haben sie nicht nötig, denn die Armen stellen in Indien keine Bedrohung dar.

Das uralte Kastensystem, das so fest in den Köpfen der Bevölkerung verankert ist, sorgt dafür, dass jeder Arme seinen Status und sein Schicksal ohne Widerstand akzeptiert.

Im Westen und in Afrika verstehen die Armen ihre Armut als eine Ungerechtigkeit. Der Reiche hat dem Armen seinen Anteil weggenommen, und das schürt den Hass gegen ihn. Wir wollen dem reichen Mann nehmen, was er hat, damit wir nicht mehr so arm sind.

In Indien jedoch werden die Reichen nicht gehasst, im Gegenteil, sie werden verehrt. Die Reichen sind nicht wegen einer Ungerechtigkeit reich, sondern weil sie es verdient haben, weil sie in ihrem früheren Leben gute Menschen waren.

So werden in Indien prächtige Paläste neben einem Elendsviertel errichtet, und niemand stört sich im Geringsten daran.

Zumindest niemanden, der kein Tourist ist.

Armut auf einer Indien Reise, ein verstörender Anblick für unsere Kinder
Armut auf einer Indien Reise, ein verstörender Anblick für unsere Kinder

Touristen wollen nur schöne Dinge sehen. Wir interessieren uns für den Palast, aber nicht für die Slums. Aber in Indien kann man das eine nicht ohne das andere sehen, deshalb ist diese offensichtliche Zurschaustellung der extremsten Armut so verstörend.

Ich sage immer: in Indien gibt es nicht mehr arme Menschen als anderswo. Ja, klar es gibt viele Armen (proportional an die mega große Bevölkerung). Aber natürlich kümmert sich der Staat nicht um sie. Denn wenn sie arm sind, haben sie es ja auch verdient, oder?

Das scharfe Essen

Das berühmte scharfe indische Essen kann schnell ein Albtraum für die Münder und Mägen vieler westlichen Touristen werden.

Selbst für diejenigen, die es gerne scharf mögen.

Glaubt es mir, das indische Essen zerstört den Gaumen.

Es bringt nichts, wenn man sagt: „Please no spicy„, bei der Bestellung. Denn das Essen wird sowieso scharf sein.

Manchmal so scharf, das Zunge und Mund taub werden (ja, das ist mir in Udaipur passiert).

Bei dem Versuch, keine Currys zu bestellen, machten wir eines Tages den Fehler, eine Pizza zu bestellen. Und wisst ihr was? Sie war auch scharf!

Am Ende unserer vier Wochen in Indien aß mein kleiner Junge nur noch Reis und Roti (Mehltortillas), und er träumte von den Burgern und Pommes frites, die er essen würde, wenn wir zurück sind.

Zum Glück ist das Essen in den Hotels und Lodges nicht so extrem scharf wie in den Restaurants, also esst nach Möglichkeit nur in Eurer Unterkunft.

Auch die Lodges in Indien bereiten leckere, nicht sooo scharfe Mahlzeiten zu!

Ständig von Fremden fotografiert zu werden

Indische Touristen sind berühmt dafür, Fotos von ausländischen Touristen zu machen.

Und warum? Für sie sind wir mit unserer hellen Haut und blonden Haaren ein Souvenir sind.

Wenn Ihr schon einmal nach Indien gereist seid, habt Ihr bestimmt schon erlebt, dass man Euch auf Schritt und Tritt unterbricht, um Fotos mit Euch zu machen.

Stellt Ihr Euch vor, Ihr habt ein süßes kleines blondes, blauäugiges Kinder-Pärchen dabei. Die Inder werden Euch buchstäblich überfallen.

In der heutigen Zeit, in der jeder mit einem Mobiltelefon in der Tasche herumläuft, kann das ständige Abfotografiert werden zugegebenermaßen ein wenig ärgerlich werden.

Am Anfang nimmt man es locker, aber nach und nach wird die Geduld immer mehr strapaziert bis sie ausgeht.

Einmal bat uns eine Gruppe von etwa 50 Schülern, die den Jaswant Thada-Tempel besuchten, um die Erlaubnis, Fotos mit uns machen zu dürfen.

Wir sagten naiv ja, weil wir dachten, es handele sich um ein Gruppenfoto. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein!

Jeder der fünfzig Schüler wollte individuelle Selfies mit jedem unserer beider Kinder machen. Sie hielten uns buchstäblich eine halbe Stunde lang dort fest. Sogar eine Gruppe Inder, die vorbeikam, hat sich an der Situation kaputtgelacht!

Meine Tochter sagte: Jetzt weiß ich, wie sich Berühmtheiten fühlen und warum sie nicht auf die Straße gehen.

Die Kinder müssen auf diese Realität vorbereitet werden, vor allem wenn sie schüchtern sind.

Körperlicher Kontakt

In Indien gibt es so etwas wie persönlichen Raum nicht.

Wenn Eure entzückenden kleinen Kinder helles Haar und helle Augen haben werden Euch diese buchstäblich aus den Händen gerissen.

Für die Inder sind sie so etwa wie eine exotische Attraktion, wie Models aus einem Plakat.

Sie werden die Haare Eurer Kinder berühren wollen, sie werden sich mit ihnen fotografieren lassen wollen und, wenn sie noch klein sind, werden sie sie zweifellos in den Arm nehmen wollen.

Man muss die Kinder darauf vorbereiten, dass sie diese Aufmerksamkeit vertragen, ohne überwältigt zu werden. Und Ihr müsst in der Lage sein, höflich nein zu sagen, wenn Ihr merkt, dass Eure Kinder leiden oder sich nicht wohl fühlen.

Menschenchaos Blumenmarkt in Kalkutta
Menschenchaos Blumenmarkt in Kalkutta

Das Menschengedränge

Wenn es neben dem höllischen Verkehr, der Armut und den fehlenden Bürgersteigen noch etwas gibt, das meinen neunjährigen Sohn in Indien schockiert hat, dann war es die Menschenmassen.

In Indien sind immer und überall viele Menschen unterwegs. In Großstädten wie Mumbai, Delhi oder Kalkutta fließen buchstäblich Ströme von Menschen durch die Straßen.

Am Ende unserer Reise hatte ich die schlechte Idee, ein paar Tage in Kalkutta zu verbringen, weil wir von dort aus zurückfliegen sollten. An einem Morgen wollten wir zum Blumenmarkt spazieren. Dieser morgendliche Spaziergang wurde schnell ein Albtraum.

Der Gang durch die überfüllten Straßen mit den vielen Menschen, die auf zum Markt gingen und aus dem Markt kamen, war für die Kinder ein bewältigendes Erlebnis.

Unsere Kinder klammerten sich an unseren Händen fest und hatten Angst, vom Menschenstrom mitgerissen zu werden.

Wir reisten auch mit der U-Bahn: ich werde nie vergessen, wie diese zum Bersten voll mit Menschen war.

Seitdem hat mein Sohn eine Art Phobie vor überfüllten Orten entwickelt.

Dreck und Müll

Müll: ein allgegenwärtiger Blick in Indien
Müll: ein allgegenwärtiger Blick in Indien

Man kann es nicht ignorieren: In Indien liegt Müll überall.

In einem wirtschaftlich boomenden Land, in dem sich heutzutage fast jeder einen Snack leisten kann, gibt es in jeder noch so abgelegenen Ecke des Landes Kioske, die in Plastiktüten verpackten Snacks verkaufen.

Und ratet mal, wo diese Tüten landen?

Ja, am Straßenrand oder in der Kanalisation.

Da es kein effektives Müllabfuhrsystem gibt, versinkt das Land buchstäblich in den Müll. Das ist natürlich kein schöner Anblick, aber so ist es eben.

Die schönste Zeit in Indien mit Kindern war die Zeit in den Nationalparks
Die schönste Zeit in Indien mit Kindern war die Zeit in den Nationalparks

Zusammenfassung: kann ich eine Indien Reise für Kinder überhaupt empfehlen?

Zugegeben: Ich habe Indien nicht gerade im positiven Bild dargestellt.

Müll, überfüllte Städte, höllischer Verkehr, ungenießbares Essen, Mangel an persönlichem Freiraum… Es sieht aus mir kein Grund einfallen würde, warum man seine Kinder nach Indien aufs Reisen mitnehmen sollte, oder?

Ganz und gar nicht.

Wir sind mit unseren 12 und 9 Jahre alten Kindern durch Indien gereist und bereuen es nicht.

Unsere Reise nach Indien war sehr hart für sie, ja, und weit entfernt von einem herkömmlichen Urlaub. Aber es war eine enorme Lernerfahrung für die Kinder und hat ihnen die Augen für andere, weit entfernte, aber sehr wirkliche Realitäten geöffnet.

Im Grunde haben sie mit eigenen Augen gesehen, welche Folgen die Überbevölkerung und unsere nicht nachhaltige Lebensweise haben.

In meinem nächsten Artikel werde ich erläutern, wie eine Indien Reise mit Kindern für die mutigen Familien unter Euch, die bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen, machbar ist.

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