Im abgelegenen Norden von Uganda, fast an der Grenze zu Süd-Sudan pocht der kaum besuchte Kidepo Valley Nationalpark, Ugandas größter Nationalpark, mit dem größten Tierreichtum des Landes.

Uganda: eine reine Primaten-Destination?

Uganda ist das Primatenland par excellence. Kaum einer denkt an dieses kleine Land in Ostafrika, zwischen den Safari-Riesen Kenia und Tansania, als lohnende Safaridestinationen per se. Na klar gibt es die paar netten Löwen und Elefanten, die man im Queen Elisabeth Nationalpark auf dem Weg zu den Berggorillas sich anschauen kann. Viel mehr wird das einstige von Churchill bezeichnete Perle von Afrika Safarigästen nicht bieten.

Oder?

Wenn sich tiefgründlicher erkundigt, stolpert vielleicht auf eine noch unentdeckte Safari Perle, zu weit ab der gewöhnlichen Touristenroute, dass sie vom Interesse für die Massen sein kann.

Die Rede ist hier vom Kidepo Valley Nationalpark, eine riesige Wildnis im Norden Ugandas.

Sie soll bestechend schön sein und eine große Tierfülle aufweisen, bei der die bekannteren Parks der Nachbarländer neidisch werden würden. Sie soll noch zudem so abgeschieden und menschenleer sein, dass hier das alte pulsierende Afrika mit all ihrer natürlichen Kraft immer noch lebt.

Kidepo Valley Nationalpark: Realität oder Mythos?

Der Kidepo-Valley-Nationalpark, Ostafrikas wildeste und abgelegenste Wildnis, jenseits aller bereisten Routen, umhüllt von einem fast legendären Ruhm, zieht den erfahrenen Safarienthusiasten auf der Suche nach dem ursprünglichen Afrika in seinen Bann. Auf dem Schauregal für gesammelte Trophäen ist der größte Nationalpark Ugandas ein rarer Fund von unvorstellbarem großem Wert: Ein unbekanntes Juwel, wessen seinen Wert von seiner Unbekanntheit maßgeblich geprägt ist. Und von seinem Tierreichtum.

Kidepo Valley Nationalpark: Afrikas letzte intakte Wildnis
Kidepo Valley Nationalpark: Afrikas letzte intakte Wildnis

Kidepo Valley: der größte Tierreichtum Ugandas

Der Tierreichtum ist in Kidepo besonders bemerkenswert. Kidepo gilt berechtigterweise als das tierreichste Naturschutzgebiet des Landes, es ist auch das größte. Der Park schützt ein Gebiet aus unvorstellbaren 1.442 km², in dem über 86 Säugetierarten ihre Heimat haben, darunter die drei wichtigsten Raubkatzen Afrikas, Löwen, Gepard und Leopard.

Besonders bekannt sind die Büffel von Kidepo, die sich in riesige Megaherden von Hunderten Tieren bemerkbar machen –ein beeindruckendes Schauspiel, das man nicht schnell vergisst!

Spezialitäten von Kidepo sind die stark gefährdeten Rothschilds-Giraffen, von denen knapp 1.500 in freier Wildbahn leben. Dazu kommen Elanantilopen, Bleichböckchen, Zebras und Jackson’s Hartebeests in ungezählter Zahl und ungeheuer viele Defassa-Wasserböcke.

Im Norden leben große und auch kleine Kudus, Strauße, Löffelhunde u. ä.

Außerdem bergt Kidepo eine unglaubliche Fülle an Vögeln: bis zu fast 500 Vogelarten wurden hier gezählt.

Kidepo wurde schon in der britischen Kolonialzeit zum Naturschutzgebiet erklärt. Vorher bewohnten Leute des traditionellen Ketebo-Volkes das Gebiet. Durch die Erschaffung des Wildschutzgebiets 1.958 wurde die lokale Bevölkerung vom eigenen Land vertrieben. Aber viel schlimmer als das: Die Austreibung hielt die Hirten und Bauer vom Zugang zu den Kanangorok-Heißquellen, der einzige zuverlässige Quelle frischen Wassers weit und breit, fern: ein Desaster für die Ketebo. Eine verheerende Hungersnot brach aus. Viele starben.

Wo ist der Kidepo Valley Nationalpark und wie kommt man dahin?
Wo ist der Kidepo Valley Nationalpark und wie kommt man dahin?

Aber wo ist Kidepo und warum taucht der Park nicht auf den gewöhnlichen Reiserouten auf?

Was schlecht für die Einheimischen endete, begann gut für die Tierwelt Kidepos. Die Tierwelt erholte sich rasant. Aus den paar vereinzelten Giraffen sind heute mehrere Dutzende geworden. Der Park erhält immer mehr Resonanz –insbesondere jetzt, wo man Überland anreisen kann.

Den Park ist der Zusammenfluss zwei großen Talsystemen der Flüsse, des Kidepo- und des Narus-Tal, auf über 1.200 Meter Höhe. Im Norden, an der Grenze zu Südsudan, entspringt die berüchtigte heiße Quelle von Kanangorok, die ein großes weitläufiges Gebiet aus offener Baumsavanne speist. Die wasserspendenden Flüsse von Kidepo und Narus machen Kidepo zu einer Oase in der Halbwüste.

Wo ist Kidepo genau?

Nimm dir eine Karte von Uganda und schaut man oben rechts davon. Siehst du ein großes Dreieck an der nördlichen Grenze zu Sudan? Auf Google Maps ist ein Teil dieses Dreiecks grün bemalt. Das ist der Kidepo-Valley-Nationalpark.

Der Kidepo Valley Nationalpark befindet sich im abgelegenen Nordosten Ugandas
Der Kidepo Valley Nationalpark befindet sich im abgelegenen Nordosten Ugandas – Primate Tours

Und wie kommt man dahin?: der lange Weg überland

Hat man die ferne Lage im entlegenen Norden Ugandas entdeckt, so wird man über die Frage konfrontiert, wie man die weite Anreise dorthin bewerkstelligen soll.

Von Kampala aus beträgt die Fluglinie nach Kidepo 410 Kilometer. Eine beträchtliche Entfernung für ein Land, in dem geteerten Straßen in gutem Zustand absolut die Mangelware sind.

Über Rhinos oder Wasserfälle: der Landesweg über den Nordwesten

Man muss sich von Kampala aus satte 570 Kilometer über die abgeschiedenen, von Touristen kaum betretenen Provinzen von Gulu und Kitgum durcharbeiten bis man Kidepo erreicht. Unmöglich als Tagesetappe: Eine Zwischenübernachtung ist auf dem Weg unentbehrlich, um die Fahrt halbwegs erträglich zu machen.

Es gibt unterschiedliche Orte, die sich als Raststation auf dem langen Weg in den Norden eignen.

Überland über das Ziwa Rhino Sanctuary

Der Erste wäre das Ziwa Rhino Sanctuary, 170 km auf guter Straße von Kampala entfernt.

Im kleinen Schutzgebiet züchtet man seit 2005 Breitmaul- und Spitzenmaulnashörnern. Von den anfänglichen sechs Exemplaren sind es mittlerweile über zwanzig geworden: ein Riesenerfolg im Nashornschutz.

Geschützt werden die Rhinos in Ziwa von einem Elektrozaum und von 78 bewaffneten Wildhütern, die sie Tag und Nacht bewachen.

Ziwa Rhino Sanctuary, der perfekte Zwischenstopp auf dem Weg in den Kidepo Valley Nationalpark
So nah kommt man an den gefährdeten Nashörnern im Ziwa Rhino Sanctuary

Ziwa ist der einzige Ort Ugandas, wo man Nashörner in freier Wildbahn beobachten kann. Die Beobachtung erfolgt nicht vom Jeep aus, sondern zu Fuß. Ein unglaublich lohnendes Trekking, das nur weniger Meter entfernt vom Afrika am gefährdetsten größeren Säugetier führt.

Das Reservat bietet zwei einfache Gästeunterbringungen, die beste von beiden ist die Amuka Safari Lodge. Für die Etappe Ziwa – Kidepo werden ca. 8 Stunden gebraucht.

Überland über den Murchison Falls Nationalpark

Oder man entscheidet ich, etwas weiter in den Norden bis an den Nordostteil des Murchison Falls Nationalparks zu fahren.

Fast 300 Kilometer und ein ganzer anstrengende Tag sind notwendig, um den Murchison Falls Nationalpark zu erreichen. Der Park ist für die berühmten Wasserfälle bekannt.

Der Nil, gesäumt von riesigen 3 Meter großen Krokodilen, schlendert sich malerisch durch das Wildreservat und versorgt eine bemerkenswerte Tierfülle, die jenseits des Nordufers besonders tierreich ist.

Am besten übernachten man in der Chobe Safari Lodge (bitte auf keinen Fall mit dem bekannteren Chobe im südlichen Afrika zu verwechseln), günstig für die Weiterfahrt am darauffolgenden Tag gelegen. Für die Etappe Murchinson – Kidepo werden ca. 5 Stunden gebraucht.

Durch Ugandas schönste Provinz: der Landesweg über den Nordosten

Ein alternativer, noch weniger frequentierter Weg führt von Mbale, im Osten Ugandas und Basislager für Erkundungen des Mount Elgon Nationalparks, nach Kidepo über die Orte Soroti, Nakapiripirit und Moroto.

Überraschung! Jetzt kommt etwas ganz Unerwartetes: Die Straße von Nakapiripirit nach Moroto ist womöglich die beste Ugandas.

Die fantastische Karamoja Provinz auf dem Weg in den Kidepo Valley Nationalpark
Die fantastische Karamoja Provinz auf dem Weg in den Kidepo Valley Nationalpark

Es sind 270 Kilometer bis nach Moroto. Ab hier legt man seinen Fuß in das sagenhafte Karamoja-Land. 200 Kilometer durch eine der faszinierendste Provinzen Ugandas.

Karamoja ist die wirklich unbekannte Ugandas und des Landes zweifellos schönste Region.

Die Landschaft ist nicht von dieser Welt, die geologischen Formationen, der Gestalt des hohen Mount Morotos (der höchsten Erhebung in Karamoja) sind betörend schön, die bunten Märkte, die zahlreichen einsamen Dörfer und die traditionellen rund förmigen Hüttensiedlungen des hier lebenden Karimajong-Volks, um ihr Vieh effektiv vor Raubtiere zu schützen, werden dich immer wieder vor Staunen setzen und zum Halten des Wagens auffordern.

Für Komfortsüchtige: mit dem Linienflug ab Entebbe

Es ist natürlich auch möglich, Kidepo mit dem Linienflug ab Entebbe in anderthalb bis zwei Stunden zu erreichen und ganz frisch und erholt am Flugstreifen bei Apoka, wo die Parkverwaltung ihren Sitz hat, zu landen.

Geflogen wird mit Aerolink Uganda dreimal in der Woche. Der reguläre Flug kostet im Durchschnitt ca. 350 USD pro Weg.

Karamoja ist aber eine Region, die es will und möchte, vom Erfahrung hungrigen weit gereisten Reisenden erkundet zu werden. Allein die Fahrt dadurch wird dir die schönsten Erinnerungen an deiner Uganda-Reise bescheren.

Angekommen! Und wo übernachte ich?

Ganz klar, und wenn man sich es leisten kann, in der gehobenen und edlen Apoka Safari Lodge, einem Traum von einer Lodge mit jedem erdenklichen Komfort, in der jeden Wunsch von den Augen abgelesen wird.

Was bietet Apoka noch? Eine super malerische Lage mit tollem Service, makellose Zimmer voller liebevollen Details, perfekt durchgeführte Pirschfahrten mit super professionellen Guides und ein oh so schönes Ambiente, direkt aus „Jenseits von Afrika“.

Eine Aussicht zum Sterben schön: die Apoka Safari Lodge
Eine Aussicht zum Sterben schön: die Apoka Safari Lodge

Apoka hat nur eine schlechte Seite: Bei der Preislage von fast 1.600 USD für ein Doppelzimmer in der Hochsaison dürfte Apoka allerdings weit von der Reichweite der meisten Reisenden liegen.

Moderatere Ansprüche werden in der bescheidenen Kidepo Savannah Lodge, vor den Toren des Parks, völlig gerecht. Hier übernachtet man simpel aber zweckmäßig Safarizelten im klassischen Safaristil für günstige 165 USD.

Vom Camp aus genießt man eine wunderschöne Aussicht auf das malerische Narus-Tal, auf den Mount Morungole und auf die ferner gelegenen Berge, die natürliche Grenze zu Südsudan bilden.

Ist man etwa im Paradies angekommen? Der grandiosen Aussicht zur Folge: eindeutig ja.


Kidepo eignet sich aufgrund seiner fernen Lage perfekt für den geübten Uganda-Reisenden. Weitere Geheimtipps für eine zweite oder dritte Uganda-Reise könnt Ihr hier lesen.

Beispiele umfangreicher dreiwöchiger Uganda-Reisen inkl. Kidepo Valley Nationalpark liest Ihr hier.

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