Ein kritischer Blick auf die Luxus-Safari-Industrie im südlichen Afrika

Heute weiche ich von meiner üblichen Reihe von Reiseartikeln ab, die normalerweise einen informativen und beratenden Hintergrund haben, um Reisenden bei der Vorbereitung ihrer Safari zu helfen, um eine ungewöhnliche Frage zu stellen.

Gehört Luxus zu Afrika?

Ist westliche Opulenz mit allen erdenklichen und häufig oberflächlichen Annehmlichkeiten, die wir nicht wirklich brauchen, nur Kilometer entfernt von einem Ort, wo die Menschen nur das Nötigste zum Überleben haben, keine Sünde? Schlossähnliche Lodges, die zum Träumen schön sind, Tür an Tür mit menschlichen Siedlungen ohne Strom und fließendem Wasser? Nur selbst gebaute Strohhütten für sechs, sieben, acht Personen?

Muss eine freistehende Badewanne wirklich sein, wenn die meisten Menschen im Land nicht mal eine Toilette haben? Muss man im Pool baden, wenn das Land von einer extremen Dürre geplagt ist und in den Dörfern das Vieh vor Durst stirbt?

Einige würden sich umgeben von einem solchen Luxus vor lauter Gewissensbissen unwohl fühlen. Andere würden den Luxus entspannt genießen und meinen, das viele Geld, was sie dafür bezahlt haben, kommt letztlich der Bevölkerung zu Gute.

Die Wahrheit ist, dass die enormen Profite solcher Luxuslodges zum größten Teil nur die Taschen der oft im Ausland lebenden Besitzer füllen.

Himmelbetten, privater Swimmingpool, Badezimmer mit zwei Duschen und einer Badewanne: Ist solcher Luxus auf dem ärmsten Kontinent der Welt nötig?

Botswanas Luxus-Safari-Industrie: Wahrheiten und Lügen

In Botswana, der Heimat der Luxussafaris, erreichen die Luxussafaris ein fast unverhältnismäßiges und danteskes Niveau.

Um das ebenso unverhältnismäßige und danteske Preisniveau zu rechtfertigen, sind die Camps mit allen erdenklichen Luxusartikeln ausgestattet.

Feine, aus Italien importierte Bettwäsche;

Originale antike Möbel aus der wertvollen Sammlung eines Antiquars;

Private Swimmingpools für jede Zeltsuite;

Privater Butler;

Opulente Bäder mit vergoldeten Armaturen, Badewanne, Innendusche und Außendusche;

Prächtige Dekorationen und Magazinwürdige-Designs, die jeden Architekturbewunderer sprachlos machen;

Feinschmeckerküche, die einem Michelin-Sternerestaurant in nichts nachsteht;

Und vieles mehr.

Der Erfindungsreichtum von Botswanas Luxuscamp-Besitzern ist grenzenlos, und jedes Mal, wenn ein neues Camp hinzukommt, können wir sicher sein, dass die Liste der Luxuselemente erweitert wird.

Schön, aber teuer: In der Hochsaison können die exklusivsten Luxuscamps in Botswana 2.000 Euro pro Person kosten - Bild von Beverly Joubert, Selida Explorers
Schön, aber teuer: In der Hochsaison können die exklusivsten Luxuscamps in Botswana 2.000 Euro pro Person kosten – Bild von Beverly Joubert, Selida Explorers
Die Fotos in den Reisekatalogen werden der Pracht dieser Camps kaum gerecht und wecken die Sehnsucht nach einem Traumurlaub inmitten einer unberührten, unverfälschten Wildnis.

Das Problem ergibt sich aus dem Paradoxon: Warum kommen die Touristen hierher? Um Designerunterkünfte zu genießen oder um auf Safari zu gehen?

Lüge Nummer eins: Die Safari steht an erster Stelle.

Natürlich werden die meisten Leute sagen, dass sie eine Safari in Botswana gebucht haben, um auf Safari zu gehen und nicht wegen einer bestimmten Lodge oder einem Camp.

Aber das ist eine Halbwahrheit und sowohl der Kunde als auch das Camp wissen das.

Das Problem mit Luxuscamps ist, dass sie so viel Geld kosten, dass man unbedingt Zeit im Camp verbringen möchte, um es zu genießen, und das ist manchmal schwer mit dem Safarileben zu vereinbaren.

Deshalb haben die Camps in Botswana einen unflexiblen Zeitplan für Mahlzeiten und Ruhezeiten entwickelt, der die Dauer der Safari buchstäblich einschränkt.

Ein Element, das direkt dazu beiträgt, dass die Safaris in den Luxuscamps in Botswana manchmal etwas lax sind, ist das fortgeschrittene Alter der meisten Gäste in diesen Camps.

Wenn ein Camp 1.000 Dollar pro Nacht kostet, können es sich vielleicht nur Leute leisten, wenn sie  wohlhabende, pensionierte Amerikaner in ihren Siebzigern sind. Und wenn man fünfundsiebzig Jahre alt ist, kann man gewiss nicht einen ganzen Tag in einem Jeep aushalten.

Was wird in Botswana verkauft? Das beste Safarierlebnis der Welt oder die besten Luxuslodges der Welt?  Foto von Dana Allen
Was wird in Botswana verkauft? Das beste Safarierlebnis der Welt oder die besten Luxuslodges der Welt? Foto von Dana Allen
Vielleicht kommt es dir gar nicht so schrecklich vor: um elf Uhr morgens nach vier Stunden Jeepfahrt zurückzukommen, um im Camp zu frühstücken.

Oder doch?

Was passiert wenn der Frühstücksplan Vorrang vor einer unglaublichen Safariszene hat?

Wenn du ein Rudel afrikanischer Wildhunde auf der Jagd verfolgst, wirst du womöglich nicht diesen spannenden Moment unterbrechen wollen, um zum Frühstücken ins Camp zurückzukehren.

Wie unsere Freundin Isa von Extremly Wild Safaris sagt:

„Essen gibt es auch in Europa, aber keine wilden Tiere“.

Jeder, der zwei Finger im Mund hat, würde das Safarierlebnis über das Essen stellen, und das ist auch das, was die Marketingkampagnen der Camps versprechen.

Aber die Wahrheit ist anders.

Und von der Lüge, dass die Safari in Luxuscamps an erster Stelle steht, leitet sich die zweite Lüge ab: dass die Betreuung in den Luxuscamps sehr individuell ist.

Himmelbetten, privater Swimmingpool, Badezimmer mit zwei Duschen und einer Badewanne: Ist solcher Luxus auf dem ärmsten Kontinent der Welt nötig?
Himmelbetten, privater Swimmingpool, Badezimmer mit zwei Duschen und einer Badewanne: Ist solcher Luxus auf dem ärmsten Kontinent der Welt nötig?

Lüge Nummer zwei: Die Betreuung ist individuell.

Das ist sie nicht.

Auf den ersten Blick scheint es natürlich so zu sein.

Alle Mitarbeiter im Camp kennen deinen Namen und begrüßen dich damit jedes Mal.

Wenn du eincheckst, wissen alle Mitarbeiter ganz genau, ob du eine Glutenallergie hast und welche Nahrungsmittel du bevorzugst.

Aber lassen wir uns nicht täuschen.

Dies alles ist Teil einer gut durchdachten Umgangspolitik mit wohlhabenden Kunden in der Hotellerie.

Daran ist natürlich überhaupt nichts auszusetzen. Auch ich mag es, mit meinem Namen begrüßt zu werden, ich fühle mich dann wie zu Hause, in einer warmen und freundlichen Umgebung, in der ich willkommen bin.

Das Problem ist, dass dieser Anschein von Nähe oft falsch ist. Es ist nur eine weitere Etikette in dem Verhaltensprotokoll, das die Interaktion zwischen Personal und Gästen in einer solchen Unterkunft regelt.

Mit dem hohen Maß an Luxus geht eine strenge Etikette einher, die nicht immer so flexibel ist, wie wir es gerne hätten - Bild von Dana Allan, Jao Camp
Mit dem hohen Maß an Luxus geht eine strenge Etikette einher, die nicht immer so flexibel ist, wie wir es gerne hätten – Bild von Dana Allan, Jao Camp

In der Praxis ist der Betrieb eines Luxuscamps in Botswana, abgesehen von der Einhaltung dieser Etikette, systematisch und lässt wenig Spielraum für Flexibilität und Improvisation.

In den Luxuscamps von Botswana gibt es kein „Lunchpaket“. Die Mahlzeiten werden zu den festgelegten Zeiten serviert und niemals außerhalb dieser Zeiten. Die Gäste haben nicht die Möglichkeit, so lange draußen zu bleiben, wie sie wollen.

Die Guides erhalten klare Anweisungen, wann sie zum Mittagessen wieder im Safari-Camp sein müssen, und der Manager wird mit ihnen schimpfen, wenn sie zu spät kommen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verspätung durch ein Löwenrudel verursacht wird, das Büffel angreift.

Kein Gast, der bei Verstand ist, würde niemals eine solche Szene verpassen wollen.

Das Frühstück ist uns egal, wir wollen nur die Löwen sehen! -würde er sagen.

Bedauerlich: In vielen Luxuscamps in Botswana hat das Essen Vorrang vor dem Safarierlebnis - Bild von David Crooks, Jacks Camp
Bedauerlich: In vielen Luxuscamps in Botswana hat das Essen Vorrang vor dem Safarierlebnis – Bild von David Crooks, Jacks Camp

Das bringt die Führer in Zugzwang. Er kann den Gästen die starre Politik des Camps nicht verraten, denn das würde ein schlechtes Licht auf das Camp werfen, geschweige denn gegen den Wunsch der Gäste, zu bleiben, gehen.

Er weiß also, dass er zu spät im Camp ankommen wird und dafür eine Standpauke vom Manager bekommen wird.

Natürlich wird der Manager zunächst so tun, als freue er sich über das erstaunliche Erlebnis der Gäste.

Später wird er den Guide mahnen, warum er die Gäste später zur Sichtung geführt hat, wenn er wusste, dass sie sich dadurch verspäten würden.

Flexibilität und echte Personalisierung sind hier nicht zu erkennen.

Lüge Nummer drei: Die lokale Bevölkerung profitiert.

Die Wahrheit ist, dass Außenstehende oft keine Ahnung haben, wer hinter den Luxuscamps in Botswana steckt, wem sie gehören und wo das Geld, das sie für ihre teure Reise bezahlt haben, landet.

Vielen mag das egal sein, mir aber nicht. Und viele andere, denen das Wohlergehen der Menschen in ihren Safarizielen am Herzen liegt, auch.

100 % aller Luxuscamps in Botswana sind in den Händen von Unternehmen in weißem Besitz (viele Südafrikaner), die im Land oder im Ausland tätig sind.

Weiße Südafrikaner haben den Safaritourismus in Botswana fast seit der Unabhängigkeit des Landes angeführt und sind auch heute noch, Jahrzehnte später, die dominierende Elite in der Safariwelt dieses Landes.

Und das ist etwas, dessen man sich bewusst sein sollte.

Wenn du ein Luxuscamp in Botswana buchst, wirst du mit deinem Geld sicherlich kein lokales Unternehmen unterstützen, das sich im Besitz der botswanischen Bevölkerung befindet.

Dein Geld wird nicht dazu beitragen, das Leben der Menschen im Land zu verbessern, und es wird auch nicht dazu beitragen, den Aufbau einer botswanischen Mittelschicht zu fördern.

Dein Geld wird eine weiße Minderheitenelite bereichern, der ein Großteil der Safariindustrie Botswanas gehört.

Exklusiv und in den Händen weißer Besitzer: Der Großteil der Luxuscamps in Botswana ist im Besitz weißer Südafrikaner.
Exklusiv und in den Händen weißer Besitzer: Der Großteil der Luxuscamps in Botswana ist im Besitz weißer Südafrikaner.

Diese Elite will ihre Machtposition natürlich nicht aufgeben und sieht den Vormarsch der botswanischen (schwarzen) Safaribetreiber in keinem guten Licht.

Sie schützen sich gegenseitig und tun alles, um ihre Privilegien zu bewahren (in der Regel durch Einflussnahme auf die Politiker des Tages).

Ob dies für dies von Bedeutung ist oder nicht, bleibt natürlich dir überlassen.

Meine Aufgabe ist es nicht, dir ein schlechtes Gewissen zu machen, ganz im Gegenteil. Ich möchte dich nur über eine wenig bekannte Tatsache informieren, damit du deine Entscheidung nicht nur aufgrund der schönen Bilder von Luxuscamps auf Webseiten triffst.

Heißt das, dass wir eine Safari in Luxuscamps in Botswana überhaupt nicht empfehlen?

Nein, das meine ich ganz und gar nicht.

Mit diesem Artikel möchte ich mich nicht über die Luxus-Safari-Industrie in Botswana (oder anderswo) auslassen.

Ich möchte nur über die weniger offensichtlichen Dinge und die dunkleren Seiten berichten, die hinter den Kulissen verborgen und für die breite Öffentlichkeit nicht sichtbar sind.

Es gibt Zeiten, in denen eine Safari in Luxuscamps in Botswana sehr sinnvoll ist, vor allem, wenn es Nebensaison ist und die Preise dieser Camps unter das Niveau einer Camping Safari in Botswana fallen.

Aber selbst wenn du in der Hochsaison reist, gibt es nichts Besseres, als deine Botswana-Camping-Safari in einem dieser verträumten Camps inmitten des Okavango-Deltas zu beenden.

Camps wie Pelo oder Kadizora bieten viel für relativ wenig Geld (nach botswanischen Maßstäben natürlich) und es lohnt sich, ein wenig mehr zu sparen, um deine Traumsafari hier abzurunden.

Luxussafaris haben ihren Preis, und es ist wichtig, sich über diesen im Klaren zu sein, bevor man sich auf eine solche Reise begibt, ohne eine Ahnung zu haben, wohin das Geld fließt oder was die Eigenheiten eines Luxus-Safari-Camps sind.

Was meint ihr?


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