
Was ist eine „Bai“? Wenn Ihr im Internet Informationen über das Kongobecken sucht, weil Ihr dorthin reisen möchtet, seid Ihr sicher schon mehrmals auf diesen Begriff gestoßen.
Verborgen in diesem grünen Meer liegt ein gut behütetes Geheimnis: die Bais
Was ist eine Bai?
Eine Bai ist eine Lichtung im Wald. Eine natürliche Saline, die trotz des unglaublichen Drucks des Dschungels, jeden Quadratzentimeter des Bodens mit Vegetation zu bedecken, offen und frei bleibt, da ständig Tiere hierherkommen, um sich von den Mineralien zu ernähren.
Warum brauchen die Tiere des Dschungels Nährstoffe?
Der Dschungel ist ein nährstoffarmes Ökosystem. Die Waldmasse absorbiert alle Nährstoffe aus dem Boden. Das geht so weit, dass es keinen Lebensraum für Pflanzen, Sträucher oder Farne gibt. Die Insekten sind so hungrig, dass sie buchstäblich jeden Abfall sofort verschlingen.
Es gibt keine Humusschicht, die die Nährstoffe im Boden wieder auffrischt. Das bedeutet, dass die Pflanzen, von denen sich die pflanzenfressenden Säugetiere ernähren, nicht sehr nahrhaft sind.
Um diesen Nährstoffmangel in ihrer Nahrung auszugleichen, sind die Säugetiere gezwungen, sich auf vegetationsfreie Lichtungen zu begeben, um buchstäblich Erde zu fressen.
Diese Lichtungen werden in der Sprache der Pygmäen „Bais“ genannt.
Im gesamten Regenwald des Kongobeckens gibt es mehrere wichtige Bais, wo sich Aussichtsplattformen befinden, von denen aus Besucher den ganzen Tag lang die Tiere beobachten können, die in die Salzstelle hinein- und wieder hinauslaufen.
Ein Besuch einer Bais ist ein fester Bestandteil jeder Safari in den Ländern des Kongobeckens.
Die beiden Länder mit den bedeutendsten Bais sind die Republik Kongo, die Zentralafrikanische Republik und Gabun.
Wir sehen uns an die Bais in den ersten dieser zwei Länder.
Die Mbeli Bai, Nouabalé-Ndoki Nationalpark, Republik Kongo
Es ist eine lange Reise bis man an die entlegende Mbeli Bai Waldöffnung im Nouabalé-Ndoki Nationalpark gelangt.
Verborgen in diesem grünen Meer liegt ein gut behütetes Geheimnis: Waldlichtungen, die die grüne Monotonie des Waldes unterbrechen. Der salzhaltige Boden der Lichtungen bietet sich als Lecke, wo Elefanten, Bongo-Antilopen und Sitatungas ihren Bedarf an Mineralien decken können.
Die Salzstoffe sind auch ein Gegenmittel gegen die giftigen Elemente, die sich in der überwiegend pflanzlichen Ernährung der Säugetiere befinden.
Flachlandgorillas ist auch regelmäßige Stammgäste der Lichtungen. Für diese sind diese in Sonne gebadete offene Wiesen Spielplätze, Speisekammer und Gesellschaftssalons zugleich, wo sie ihre sozialen Kontakte pflegen können.
Doch die Anstrengung lohnt sich, denn wo sonst kann man solches ungestörte intakte Wildleben noch beobachten?
Das Star-Tier von Mbeli Bai ist der Flachlandgorilla
Mbeli Bai wird von sehr vielen Gorillas besucht – konkret 130 Gorillas.
Seit Jahrzehnten erforschen Forscherteams das Verhalten der scheuen Flachlandgorillas.
Im Gegensatz zu den Berggorillas im Dreiländereck der Virungaberge, Uganda und Ruanda, sind die Flachlandgorillas nur sehr wenig bekannt.
Das Forscherteam der Mbali Bai hat entscheidende neue Erkenntnisse über das Leben der bedrohten Menschenaffen gewonnen, was uns wertvolles Wissen für ihren Schutz liefert.
Die Arbeit an einer Waldlichtung unterscheidet sich stark vom Beobachten einer habituierten Gorillagruppe im Wald.
Als Beobachter sitzen wir auf einer 9 m hohen Plattform am Rand der Lichtung und warten darauf, dass Gorillas kommen. Das kann vereinzelt Stunden dauern, doch dann sind es nicht selten gleich mehrere Gruppen auf einmal und es ist spannend zu sehen, wie die Tiere aufeinander reagieren und sich die Silberrücken beim Brusttrommeln und Imponieren gegenseitig übertrumpfen.
Im Verlauf der Mbeli-Bai-Studie ist viel geschehen: So wurden dreimal Zwillinge geboren, und wir beobachteten einen Albino-Gorilla. Zudem haben wir hier das Erste mal überhaupt in freier Wildbahn den Werkzeuggebrauch von Gorillas beobachtet.
Gorillas leiden in ihrem Verbreitungsgebiet im Kongobecken unter erheblichen Bestandsverlusten durch Habitatsverlust, Wilderei und Auswirkungen der Ebola Ausbrüche.
Neben Gorillas lassen sich auf Mbeli Bai regelmäßig Waldelefanten, Sumpfantilopen, Waldbüffel, Weißbart-Stummelaffen und zwei Otterarten beobachten, denn die mineralreichen Sande und Pflanzen der Lichtung locken viele Tierarten an.
Als Besucher erfährt man auf Mbeli Bai das Gefühl sich in einem der letzten Paradiese dieser Erde zu befinden, und das ist bestimmt bei der Intaktheit des Nouabalé-Ndoki Nationalparks nicht übertrieben.
Dieses Gefühl wird zudem durch die Lage der Besucher-Unterkünfte inmittten des Regenwaldes unterstützt. Das Forscherteam verfolgt dabei die Philosophie, so viel Wissen wie möglich mit den Besuchern zu teilen, um die ökotouristischen Aktivitäten des Nationalparks zu unterstützen.
Eine Reise nach Mbeli Bai bleibt eine der fantastischste Abenteuerreisen innerhalb Afrikas und viele Besucher, die vorher schon Berggorillas besucht haben, haben auf ihrer Reise in den Nouabalé-Ndoki Nationalpark den wahren Regenwald entdeckt.
Wie kommt man nach Mbeli Bai, Nouabalé-Ndoki Nationalpark, hin?
Eine Reise in die undurchdringlichen Regenwälder des Kongobeckens gleicht keinem anderen Abenteuer. Diejenigen, die sich für eine Sonderexpedition in die Regenwälder des Kongobeckens mit ihrer einzigartigen Tierwelt interessieren, müssen die lange Anreise von Brazzaville nach Ouesso in Kauf nehmen (ca. 12 Stunden Fahrtzeit) und von dort nach Bomassa weiterreise, Eingagstor zum Nationalpark.
Wo übernachtet man auf die Mbeli Bai?
Man wird in großen Zelten aus Segeltuch mit zwei Einzelbetten untergebracht. Das Badezimmer besteht aus einer Dusche aus Beton mit einem Eimer für warmes Wasser und einer Sitztoilette. Die Mahlzeiten werden in einem großen, abgeschirmten Speisesaal auf Stelzen serviert.
UPDATE: Im Jahr 2025 wird das Unternehmen Kamba, African Rainforest Experiences, eine Reihe von Luxus-Lodges im Nouabalé-Ndoki-Nationalpark eröffnen.
Die Imbalanga Bai, Odzala-Kokoua Nationalpark, Republik Kongo
Der Odzala-Kokoua Nationalpark im Westen der Republik Kongo: Dieser 13.600 km² große Nationalpark wurde erst im Jahr 1935 und zählt somit zu den ältesten Naturschutzgebieten Afrikas.
Dieser dicht bewucherte Dschungel, durch dessen Baumkrone das Tageslicht kaum den Boden erreichen kann, beherbergt einer der best gehüteten Geheimtipps Zentralafrikas: die Bais.
Wie auch Bais woanders im Kongobecken sind die offenen Grasflächen des Odzala-Kokoua Nationalparks ein wahres Paradies für die Tiere und bieten dem Betrachtet eine einmalige Möglichkeit an, den außerordentlichen Tierreichtum des Kongobeckens von einer erhöhten Plattform zu bewundern.
Das Problem mit den Bais im Odzala-Kokoua-Nationalpark ist der Zugang zu bezahlbaren Camps, da drei der vier derzeit im Park vorhandenen Unterkünfte sich im Besitz eines Unternehmens befinden, das Luxus-Safaris organisiert und kosten wortwörtlich ein Vermögen.
Die einzige erschwingliche Lodge hier ist das Camp Imbalanga, die neben der gleichnamigen Saline liegt und als beliebter Treffpunkt der Flachlandgorillas bekannt ist.
Flachlandgorillas zählen zu den regelmäßigen Verkehrern der Imbalanga Bai und verbringen hier oft Stunden mit der Nahrungsaufnahme. Sie kommen wegen der nahrhaften Gräser, die nur in den von der Sonne gebadeten Lichtungen gedeihen kann. Natürlich hilft der Kot anderer größeren Besucher wie der Waldelefanten dabei, dass das Gras so prächtig wachsen kann.
Natürlich kann man nie garantieren, dass die Flachlandgorillas während Eures Aufenthalts im Imbalanga Bai auftauchen, aber wenn Ihr mindestens 4 oder 5 Nächte bleibt, sind die Chancen sehr hoch.
Wie kommt man nach Imbalanga Bai im Odzala-Kokoua-Park, Republik Kongo?
Wenn Ihr auf eigene Faust reist, ist die Anfahrt relativ einfach. Nehmteinfach den öffentlichen Bus, der Brazzaville – Oyo – Ouesso verbindet, und sagt dem Fahrer, dass Ihr am Nationalpark aussteigen möchten.
Das Eingangstor des Parks befindet sich neben der Hauptstraße, wo Ihrvon den Rangern abgeholt werden könnt.
Einfacher gestaltet sich natürlich die Anreise mit dem eigenen Auto.
Wo übernachtet man auf der Imbalanga Bai?
Die einzige Unterkunft ist das erwähnte Camp Imbalanga, ein schönes Camp ohne den übertriebenen Luxus der anderen Camps im Nationalpark. Das Camp wird von African Parks betrieben, einer Organisation, die mit Regierungen in ganz Afrika zusammenarbeitet, um die Natur in verschiedenen Parks zu schützen – nicht nur Flora und Fauna, sondern auch die lokalen Gemeinden.
Die Dzanga Bai, Zentralafrikanische Republik, Kongo-Becken
Im Herzen des Dzanga Sangha-Nationalparks in der Zentralafrikanischen Republik befindet sich die berühmte Dzanga Bai, eine Waldlichtung, auf der auch Laien die scheuen Waldelefanten beobachten können, die normalerweise nur Forschern vorbehalten sind.
Starattraktion der Dzanga Bai sind die Waldelefanten.
Auf der Saline von Dzanga werden seit Jahren mehr als 3000 verschiedene Waldelefanten identifiziert und gezählt.
Bei Morgendämmerung bricht man zu einem stündigen Fußmarsch auf Elefantenpfaden durch den Wald auf, der zur Dzanga-Bai führt. Morgens, wenn die Graupapageien kreischend auf die Dzanga-Bai einfliegen, um an mineralhaltigen Gräsern zu knabbern, beherrschen die ersten Elefanten schon die Szene.
Von einer Aussichtsplattform aus kann man oft mehr als 50 und manchmal bis zu 100 Waldelefanten gleichzeitig bei der Aufnahme von Mineralboden beobachten, sowie einen Eindruck von ihren Charakteren und ihrem Familienleben gewinnen.
Allein in dieser Saline wurden bisher über 3.000 verschiedene Elefanten identifiziert. Aber die Salzlecke zählt nicht nur Elefanten zu ihren Lieblingsbesucher.
Die Elefanten halten durch ihre Suche nach mineralhaltigen Lehmböden dieser Waldlichtung frei, auf denen sich auch andere Säugetierarten einfinden. So werden Sumpfantilopen, Waldbüffel, Wildschweine und Bongos regelmäßig angetroffen.
Die Bongo- Waldantilope ist die größte Antilope, die im Regenwald Afrikas vorkommt. Sie zeichnet sich durch einprägende weiße Linien im roten Fell aus und ihre großen Ohren, die sie in ständiger Bewegung hält, um lästige Fliegen wegzujagen.
Gemeinsam mit der GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit), die sich seit 1994 am Waldmanagement beteiligt, wurden Voraussetzungen für einen sanften Natur-Tourismus geschaffen, der sich langsam entwickelt.
Das Projekt organisiert gemeinsam mit BaAka-Pygmäen, die Einzigen, die überhaupt in der Lage sind, die Gorillas, die tief im Wald leben, aufzuspüren, ein Tourismusangebot.
Besucher können an der Jagd mit Netzen auf kleine Antilopen teilnehmen, gemeinsam mit den Frauen Medizinpflanzen suchen und erleben, wie traditionelle Hütten aus Zweigen und Blättern gebaut werden.
Wie kommt man nach Dzanga Bai im Dzanga Sangha Nationalpark in der Zentralafrikanischen Republik?
Es ist nicht einfach, diesen gottverlassenen Ort zu erreichen.
Der Park liegt zu weit entfernt von Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, einer der unsichersten und gefährlichsten Städte Afrikas und ein Ort, an dem man garantiert keinen Teil seines Urlaubs verbringen möchte.
Der Zugang zu Dzanga Bai und dem Dzanga Sangha-Park gestaltet sich daher am besten von einem der Nachbarländer aus, entweder Kamerun oder der Republik Kongo.
Anreise nach Dzanga Bai von Kamerun aus
Die Reise von Kamerun ist beschwerlich und lang. Zunächst fährt man von Yaounde, wo die internationalen Flüge landen, einen ganzen Tag lang bis zur verlorenen Stadt Bertoua, wo man schläft.
Danach geht es wieder ganztags nach Bartouri, bereits nahe der Zentralafrikanischen Republik.
Mit dem Wagen geht es letztlich am dritten Tag nach Libongo, wo man ins Boot umsteigt.
Die Bootsfahrt auf dem Sangha-Fluß endet in Lidjombo, an der zentralafrikanischen Grenze, wo die Einreiseformalitäten erstmal abgewickelt werden müssen.
Nach einer weiteren zwei-stündigen Fahrt ist das Dorf Bayanga erreicht, der Sitz der Schutzgebietsverwaltung und des Projektes Dzanga Sangha. Von hier ist die Mbeli Bai nicht mehr so weit.
Anreise nach Dzanga Bai von der Republik Kongo aus
Die beste Option ist zweifellos eine Kombination aus Mbeli Bai (in der Republik Kongo) und Sangha Bai in der Zentralafrikanischen Republik.
Dazu fährt man auf einer langen, 12-stündigen Fahrt von Brazzaville (Kongo) über die Straße bis zur Stadt Ouesso im Norden des Landes.
Von dort geht es weiter nach Bomassa, dem Zentrum des Nationalparks Nouabalé-Ndoki, von wo aus man mit dem Boot nach Dzanga Sangha fährt.
Eine gut durchdachte Reiseroute wäre:
Brazza – Ouesso – Bomassa – Mbeli Bai (Kongo) – Sangha Bai (Republica centroafricana) – Mondika (zweiter Standort des Nouabalé-Ndoki Nationalparks, Kongo) – Bomassa – Ouesso – Brazza
Wo kann man auf der Dzanga Bai übernachten?
Es gibt zwei Lodges im Dzanga Sangha, die ältere Doli Lodge und die Sangha Lodge.
Von beiden würden wir Sangha am ehesten empfehlen.
Das ursprüngliche Gebäude von 1993 diente als Hütte für Trophäenjäger des scheuen Bongo-Antilopen. Heute wurde das sehr herunter gekommene Haus für Umwelt schonende Zwecke umgebaut und restauriert. So ist die Sangha Lodge entstanden, die schönste Adresse für Besucher des Parks.
Wann sollte man in die Bais des Kongobeckens reisen?
Die Bais im Norden des Kongobeckens (Mbeli und Sangha) sollten am besten in der Trockenzeit besucht werden, die von Dezember bis Februar und von Juni bis September dauert und weniger Regen bringt.
Für einen Besuch des Odzala-Nationalparks gibt es nicht so etwas wie eine schlechtere oder bessere Reisezeit.